Die erste österreichische Konsumgenossenschaft wurde 1856 von Textilarbeitern in Teesdorf (Niederösterreich) gegründet. Ziel der Textilarbeiter war es, Waren des täglichen Bedarfs in großen Mengen günstig einzukaufen und dann an die Mitglieder der Konsumgenossenschaft zu verteilen.
1872 wurde der „Allgemeine Verband der auf Selbsthilfe beruhenden Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften in Österreich" in dem sich Genossenschaften aus unterschiedlichen Sparten zusammenschlossen, gegründet. Vor dem Erlass des ersten österreichischen Genossenschaftsgesetzes 1873 wurden Konsumgenossenschaften auf Grundlage des Vereinsgesetzes von 1852 (Novellierung 1867) errichtet. Die Konsumgenossenschaften bildeten 1903 den „Zentralverband der österreichischen Konsumvereine“ und spalteten sich damit vom „Allgemeinen Verband“ ab.
Ein Meilenstein in der Geschichte der österreichischen Konsumgenossenschaften war die Gründung einer eigenen Großhandelsorganisation. Unter dem Namen „Großeinkaufsgesellschaft der österreichischen Consumvereine – GöC“ wurde dieser lang gehegte Traum 1905 verwirklicht.
1913 reagierte Karl Renner, der damalige Vorsitzende des Konsumverbandes, auf die finanziell angespannte Lage der Konsumgenossenschaften, indem er den „Kreditverband der österreichischen Arbeitervereinigungen“ (Vorläufer der 1923 gegründeten Arbeiterbank und heutigen BAWAG P.S.K.) gründete. Dieser Verband bündelte Gewerkschaftsgelder, Geldmittel der Konsumgenossenschaften und der sozialdemokratischen Organisationen.
Ab 1916 wurden die österreichischen Konsumgenossenschaften Teil der Kriegswirtschaft des Ersten Weltkrieges und leisteten einen großen Beitrag zur Versorgung der unter schweren Entbehrungen leidenden Bevölkerung.
1920 wurde das Genossenschaftsgesetz novelliert, die Haftung der Mitglieder wurde eingeschränkt und die Verschmelzung von Konsumgenossenschaften wurde vereinfacht. Im selben Jahr wurde durch eine Fusion von vier Konsumgenossenschaften die „Konsumgenossenschaft Wien und Umgebung“ (KGW) gegründet. Durch den Zusammenschluss zur KGW entstand, damals mit über 140.000 Mitgliedern, die (vorübergehend) größte Konsumgenossenschaft der Welt.
Während der Weltwirtschaftskrise 1929 bekamen auch die Konsumgenossenschaften wirtschaftliche Probleme, die sie jedoch mit viel Geschick meistern konnten. Die autoritären Regime in Österreich (Ständestaat und NS-Herrschaft) erlegten den Konsumgenossenschaften starke Einschränkungen auf. Als im Februar 1934 die sozialdemokratische Partei Österreichs und alle mit ihr verbundenen Organisationen aufgelöst wurden, konnten die Konsumgenossenschaften mit Hilfe der landwirtschaftlichen Genossenschaften Niederösterreichs ihren Fortbestand sichern. 1943 wurden die österreichischen Konsumgenossenschaften aufgelöst und in die Deutsche Arbeitsfront (DAF) eingegliedert.
Der Wiederaufbau der Konsumgenossenschaften nach dem Zweiten Weltkrieg ging schnell vonstatten. Bereits 1946 wurde der Konsumverband, der Zentralverband der österreichischen Konsumgenossenschaften, wieder gegründet. Bis zum Jahr 1951 konnten die österreichischen Konsumgenossenschaften den Mitgliederstand von 1937 wieder erreichen.
Nach dem Zeiten Weltkrieg waren die Konsumgenossenschaften die Innovatoren im Einzelhandel in Österreich. Bereits 1950 wurden zuerst in Linz, dann in Wien und schließlich in Graz die ersten Selbstbedienungsgeschäfte Österreichs nach amerikanischem Vorbild eröffnet. Das Erreichen der nächsten Dimension war die Eröffnung eines Konsum-Großmarktes mit einer Verkaufsfläche von 10.000 Quadratmetern 1970 in Vösendorf. Zwischen 1971 und 1977 wurden kleinere und unrentable Läden geschlossen. Gleichzeitig stieg die Anzahl größerer Selbstbedienungsläden mit einer Verkaufsfläche zwischen 400 und 1000 Quadratmetern.
Im Juni 1978 wurde der „Konsum Österreich“ gegründet. Im „Konsum Österreich“ wurden fast alle österreichischen Konsumgenossenschaften vereinigt. Mit der Gründung sollten bisherige Schwachstellen, wie die fehlende Einkaufskonzentration, die uneinheitliche Marketingpolitik, die dezentrale Lagerwirtschaft und organisatorische Ineffizienzen bereinigt werden. Zwischen 1993 und 1995 kooperierte der „Konsum Österreich“ mit der Schweizer MIGROS-Genossenschaft, wobei von beiden Partnern die gewünschten Ziele nicht erreicht werden konnten.
Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten musste der „Konsum Österreich“ im März 1995 Insolvenz anmelden. Die Insolvenz konnte im Rahmen eines Ausgleichs mit einer in Österreich einmaligen Gesamtquote von 67,4 % für die Gläubiger abgewickelt werden. Der gesamtwirtschaftliche Schaden konnte gering gehalten werden.
Der Forschungsverein Entwicklung und Geschichte der Konsumgenossenschaften (FGK) hat die Aufgabe übernommen, die große soziale und wirtschaftliche Bedeutung der Konsumgenossenschaften für Österreich aufzuarbeiten und unter anderem mit Hilfe eines Archivs, eines Museums und einer Schriftenreihe ein breites Spektrum an Informationen zur Verfügung zu stellen.
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